Agnetenberg
Reste der Klostermauer/Foto: Gerard Jentgens & Partner Archäologie

Zeugnisse des klösterlichen Lebens sind jetzt bei Ausgrabungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Dülmen zum Vorschein gekommen. Wo im Osten der Stadt ein Parkplatz entstehen soll, stand bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts das Kloster Agnetenberg. Insbesondere die archäologischen Funde des späten 15. und 16. Jahrhunderts geben einen Eindruck vom geistlichen Alltag, der auch die seliggesprochene Mystikerin Anna Katharina Emmerick hier bis 1812 geprägt hat.

Dr. Hans-Werner Peine von der LWL-Archäologie für Westfalen rechnete bereits im Vorfeld der Ausgrabung damit, an der Münsterstraße auf die Reste des früheren Augustinerinnenklosters zu stoßen. "An dieser Stelle wurde nach der Säkularisierung vom Herzog von Croy der Bau einer Rentei veranlasst", schildert der Fachmann für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Hierfür wurden Teile des Klosters abgerissen. Ein Rest seiner Grundmauern kam nun jedoch wieder zum Vorschein. Für Grabungsleiter Dr. Gerard Jentgens kamen die Befunde überraschend früh: "Die ersten Grundmauern der Rentei lagen bereits dicht unter der Oberfläche, etwa 20 cm unter dem Straßenniveau."

Es sind zwar nur wenige Mauern, die von den Archäologen dort dokumentiert werden konnten, wo sich einst der Südabschluss des 1457 gestifteten Klosters befand. Die Mauern hatten lange vertikale Nischen und trugen einen Fachwerkbau. Im Inneren warteten jedoch weitere Funde auf die Fachleute. So enthielt die Kellerverfüllung auch Hinweise darauf, wie der Speisenzettel der Nonnen einst ausgesehen hat. Fisch bereicherte das schlichte Mahl, wie die organischen Reste zeigen. Ein Gewicht, ein Brillenfragment, Ofen- und Gefäßkeramik bilden die weiteren Funde. 

Außergewöhnlich ist die Entdeckung von Fragmenten, die von Andachtsbildern als besonderen Zeichen der Frömmigkeit stammen. Die Tafeln war aus weißem Pfeifenton hergestellt worden. "Davon konnten wir jetzt Teilstücke bergen", schildert Jentgens. Auf einem Andachtsbild ist eine Heilige in einem hoch gegürteten Kleid und Mantel zu sehen. Sie trägt Krone und Nimbus. In der rechten Hand hält sie ein Buch, in der linken eine Zange mit Zahn. "Daraus lässt sich schließen, dass hier die Heilige Apollonia abgebildet ist", erläutert der Grabungsleiter. Eine Legende erzählt davon, dass der Heiligen während der Marter ausgebrochene Zähne nachwuchsen.

Hergestellt wurden solche Bilder in der Nähe im Kartäuserkloster Dülmen-Weddern. Das zeigt die Signatur des Künstlers, die auf dem jetzt entdeckten Andachtsbild erhalten ist. Dabei handelt es sich um Judocus Vredis, der seit 1493 Mitglied des Konvents in Dülmen-Weddern war. Er entwarf die religiösen Motive.

 Die Reste der herzoglichen Rente dominieren den Norden des Bauplatzes. "Die Backsteinfundamente sind mächtig", resümiert Jentgens. Der repräsentative Bau war zweigeschossig und hatte einen zur Straße ausgerichteten Mittelgiebel. Die Rentei war die Hofkammer und verwaltete die Einkünfte des Herzogs. Er hatte bereits 1802 das Amt Dülmen als Ausgleich für seine an Frankreich abgetretenen Besitztümer links des Rheins erhalten. Dazu gehörte auch das Recht, den geistlichen Grundbesitz einzuziehen. Das Kloster Agnetenberg ließ er zunächst bestehen, weil die acht Nonnen Schulunterricht für die Bürgertöchter erteilten. In diese Zeit des Umbruchs fiel auch die Aufnahme von Anna Katharina Emmerick in das Kloster im Jahr 1803, die bereits zu Lebzeiten einige Berühmtheit über die Region hinaus erlangte.

Die Kötterstochter, die zuvor als Magd, Näherin und Hausmagd arbeitete, lebte hier bis zur Auflösung des Klosters im Jahr 1812. Sie verließ als Letzte das Kloster, das trotz harten Ringens für sie wichtig war: "Ich war nirgends glücklicher als im Kloster", ist von ihr überliefert. In den folgenden Jahren lebte sie in ärmlichen Verhältnissen in Dülmen und trug seit 1813 die Wundmale Jesu. Zahlreiche prominente Zeitgenossen wie Clemens von Brentano, Bettina und Achim von Arnim, spätere Bischöfe und Fürstbischöfe pilgerten aus diesem Grund an das Krankenbett, das die Mystikerin bis zu ihrem Tod 1824 nicht mehr verlassen hat. 2004 wurde Anna Katharina Emmerick selig gesprochen.

Die Ausgrabungen sind jetzt nach insgesamt zwei Wochen beendet worden. Die Archäologen begleiten auch die weiteren Bauarbeiten und behalten mögliche archäologische Funde im Blick.

Dr. Gerard Jentgens

 

 

Mehmed Kabukcu

Rückt die Heiligsprechung des berühmtesten Mitglieds der Pfarrei St. Viktor, Anna Katharina Emmerick, in greifbare Nähe? Viele Menschen hoffen das. „Ich bin überzeugt: Anna Katharina ist eine Heilige!“ – so äußert sich Pater Alfred Bell, der für die Vorbereitung der Heiligsprechung beauftragte Vertreter des Bistums Münster. Kriterium einer Heiligsprechung ist nicht zuletzt die nachgewiesene internationale Verehrung eines Glaubenszeugen: Ist eine Seligsprechung von regionaler Bedeutung, so regelt eine Heiligsprechung die weltweite Verehrung eines Menschen, den die Kirche offiziell zum Vorbild für die Menschen und Fürsprecher bei Gott erklärt.
Die weltweite Bekanntheit und auch Verehrung der Anna Katharina Emmerick setzte schon im 19. Jahrhundert durch die rasche Übersetzung und Verbreitung der von Clemens Brentano aufgezeichneten Visionsberichte ein. Ein spektakuläres Ereignis, das für internationales Aufsehen sorgte, war gegen Ende des 19. Jahrhundert ein archäologischer Fund in Kleinasien, im Westen der Türkei: Zwei deutsche Priester des Lazaristen-Ordens hatten sich mit den visionären Schilderungen des Lebens Mariens in der Hand zu einer Expedition zum antiken Ephesus aufgemacht, wo nach Angaben Anna Katharina Emmericks die Gottesmutter Maria an der Seite des Evangelisten Johannes ihre letzten Lebensjahre verbracht habe. 

Die Patres untersuchten gemäß den Angaben in den Brentano-Aufzeichnungen die topographischen Gegebenheiten der Gegend, befragten die eingesessene Bevölkerung und entdeckten nicht zuletzt dank des Zufalls an einer verborgenen Wasserstelle die Reste einer frühchristlichen Gebetsstätte. Die aufgefundenen Fundamente und Mauerreste vom „Haus der Maria“ wurden freigelegt und zu einer kleinen massiven Kapelle hochgezogen. Heute ist das Marienheiligtum von Ephesus ein Wallfahrtsort. Prominente Besucher in jüngerer Zeit waren die Päpste Paul VI. (1967), Johannes Paul II. (1979) sowie Benedikt XVI. im Jahre 2006. Die „Dülmener Heimatblätter“ widmeten 1972 der „Kunde aus Ephesus“ einen Artikel, ein umfangreicher Bericht fand sich 2011 in den „Emmerickblättern“. 

Wer sich mit Anna Katharina Emmerick als weltweitem Phänomen befasst, der kennt das vertraute Bild vom „Hauses der Maria“ mit der markanten Bruchsteinfassade, den drei Rundbögen und dem knorrigen Baum davor. Und dieses Bild lässt sich auch in Dülmen entdecken! Als Wandmalerei – und dies fast exakt an jener Stelle, an der einst Clemens Brentano am Bett der Seherin seine Aufzeichnungen niederschrieb. Die Rede ist vom Döner-Restaurant an der Nonnengasse in Dülmen, in direkter Nähe zum früheren Kloster Agnetenberg und unweit der einstigen Bürgerhäuser Roters und Limberg, wo Anna Katharina Emmerick nach ihrer Ausweisung aus dem Kloster Agnetenberg ihr Quartier bezog. Hier also, an der Nonnengasse 2, betreibt Mehmed Kabukcu, der mit Frau und zwei Kindern in Dülmen lebt, seit 2004 einen Schnellimbiss. Eingerichtet und ausgestaltet wurde die Räumlichkeit allerdings schon Mitte der 1990er Jahr durch den damaligen Inhaber, einen aus der Türkei eingewanderten Armenier. Armenier sind Christen, und so finden sich unter den insgesamt sieben auf Putz aufgemalten Bildern im Speiseraum nicht nur Szenen aus dem antiken Kleinasien, sondern etwa auch von einer orthodoxen Kirche – und eben auch vom „Haus der Maria“ in Ephesus. Mehmed Kabukcu, geboren 1975  in der Gegend der südtürkischen Stadt Maras, hat damit kein Problem: Er bekennt sich ganz bewusst zu religiöser Toleranz. Und das auch aus eigener leidvoller Erfahrung: Zwar ist seine Familie muslimisch, gehört aber zur Glaubensgemeinschaft der Aleviten, die sich keiner klassischen Moscheegemeinde anschließen und seit jeher vom „offiziellen“ Islam in der Türkei unterdrückt werden. Und: Er ist Kurde – was ebenfalls bis heute zu Repressionen an seiner Volksgruppe in der Türkei führt. Daher kam Kabukcu 1993 als Asylbewerber nach Deutschland, 2001 wurde er eingebürgert. Mehmed Kabukcu hat seine Flucht nach Deutschland nicht bereut. Fremdenfeindlichkeit sei ihm in Dülmen noch nicht begegnet. Sein Restaurant läuft gut: „Wer gute Arbeit leistet, wird auch anerkannt“, meint er. Das derzeitige Flüchtlingsdrama empfindet er als Katastrophe, weniger hierzulande als vor allem weltweit. 

Das „Haus der Maria“ setzt vielleicht gerade in diese aufgeheizte Stimmung hinein ein stummes Zeichen, ist doch das Marienheiligtum von Ephesus bis heute eine Pilgerstätte von Orthodoxen, Katholiken – und Muslimen! Insbesondere muslimische Frauen pilgern hierhin, schöpfen aus der dortigen Wasserquelle, hängen ihre niedergeschriebenen Gebetsanliegen auf ausgespannte Schnüre. Der Koran spricht voll Ehrfurcht von Maria. Das Konzilsdekret des Zweiten Vatikanums über die nicht-christlichen Religionen betont ausdrücklich die Marienverehrung der Muslime. In der schon erwähnten Ausgabe der „Emmerickblätter“ (2011/II, S. 20) resümiert der frühere Dülmener Pfarrer Dr. Clemens Engling nach einer Reise zum „Haus der Maria“, hier sei „ein Ort, der aus großer urchristlicher Tradition Christen und Muslime verbinden kann.“

Markus Trautmann

Kinder versammeln sich am Grab
Kinder versammeln sich am Grab

Bereits zum siebten Mal veranstaltete der Emmerick-Bund e. V. für alle Erstkommunionkinder der Dülmener Kirchengemeinden eine Wallfahrt zum Grab der Seligen Anna Katharina Emmerick. 
Etwa 220 Kommunionkinder haben sich heute von der Viktorkirche zur Heilig-Kreuz-Kirche aufgemacht, um dort einiges über das Leben und Wirken von Anna Katharina zu erfahren. Zu Beginn wurde allen Kindern eine Emmerick-Medaille als Wegbegleiter überreicht. Nach einer kurzen Einstimmung in der Viktorkirche pilgerten die Kinder gemeinsam zur Heilig-Kreuz-Kirche, wo ihnen die Geschichte der Seligen von Clemens Brentano (Pastoralreferent Christian Rensing) und Anna Katharina Emmerick (Pastoralreferentin Ursula Bennecker-Altebockwinkel) näher gebracht wurde. Danach fanden sich die jungen Pilger am Emmerick-Grab ein, um gemeinsam zu beten.

Zum Abschluss trafen sich alle Teilnehmer im Pfarrheim zu einem gemeinsamen Picknick, wo auch an einem kleinen Stand Emmerickbücher und -devotionalien zum Kauf angeboten wurden. 

Klostermauer
Klostermauer / Foto: DZ

Archäologen haben Reste des Schwesternhauses Agnetenberg im Dülmener Stadtzentrum freigelegt. In dem Kloster lebte von 1802 bis zu seiner Auflösung (Säkularisierung) 1811 die stigmatisierte und 2004 seliggesprochene Nonne Anna Katharina Emmerick. Die Außenmauern des mittelalterlichen Klosters sind vorne zu sehen. Lichtschacht und Leuchternischen sind deutlich zu erkennen. Die massiveren Mauerreste rechts im Bild gehören zum Verwaltungsgebäude des Herzogs von Croy, der hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein repräsentatives Verwaltungsgebäude errichten ließ. Es wurde ebenso wie die Klosterkirche im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auf der Fläche soll demnächst ein Parkplatz entstehen. 

Dülmener Zeitung, Claudia Marcy

Prellstein
„Prellstein“ von Hubert Wiggering

In ganz Dülmen existiert nur ein einziges Kunstwerk im öffentlichen Raum, das die Dülmener Selige Anna Katharina Emmerick darstellt: Die Rede ist vom „Prellstein“ an der Heilig-Kreuz-Kirche, der von Hubert Wiggering in der jetzigen Form bildhauerisch gestaltet wurde. Der Dülmener Künstler starb am 4. April 2016. 
– Wir erinnern an eine Reportage über den Emmerick-Prellstein in „Kirche und Leben“ aus dem Jahr 2009. 
Ferner dokumentieren wir die Ansprache vom Requiem für Hubert Wiggering in St. Viktor am 8. April 2016.

Ansprache vom Requiem >>>

 

Veranstaltungsplakat
Veranstaltungsplakat

Es war eine spirituelle Collage, die den zahlreich erschienenen Besuchern am Mittwochabend in der St.-Viktor-Kirche geboten wurde. 

Eindringliche Orgelklänge eröffneten „Spektakel und Vision“ - eine Veranstaltung, bei der die Passion Jesu in Schilderungen der Anna Katharina Emmerick sowie durch Inszenierungen von zehn Jungen und Mädchen dargestellt wurde. Es war ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Text, Musik, Licht und Schauspiel. 

„Die in Bildern ausgedrückte Botschaft kann zur spirituellen Begegnung werden“, sagte Pfarrdechant Markus Trautmann in seiner Einleitung. Und genau diese Begegnung fand auch in der St.-Viktor-Kirche statt. Die Jungen und Mädchen stellten den Weg Jesu, von seinem Leiden bis hin zur Kreuzigung, eindrucksvoll dar. Passend untermalt wurde die Erzählung von Kantor Christoph Falley an der Orgel und am Saxofon. Die Passagen der Schilderungen von Anna Katharina Emmerick, ausformuliert von Clemens Brentano, trug Barbara Witt zwischen den Szenen vor. 

Erzählt wurde die biblische Passions-Geschichte ebenfalls von Christoph Falley. Er war mit der Premiere der Veranstaltung in dieser Form zufrieden. Auch Pfarrdechant Markus Trautmann, der mit den Kindern das Stück sieben Wochen lang einstudiert hat, freute sich über diese besondere Darbietung. „Das war gelungen“, so sein Fazit. Für die Kinder war es nichts komplett Neues, denn bereits seit Jahren wird das Stück am Palmsonntag, allerdings ohne musikalische und literarische Unterbrechungen, aufgeführt.

Dülmener Zeitung, Marie-Kristin Kübber

Kinder auf dem Coesfelder Kreuzweg
Kinder auf dem Coesfelder Kreuzweg

Die Erstkommunionkinder der Pfarrei Heilig Kreuz und ihre Eltern trafen sich in Coesfeld, um unter der Leitung von Pfarrer Peter Nienhaus ein Stück des Großen Kreuzweges zu gehen. Pfarrer Nienhaus erzählte, dass die selige Anna Katharina Emmerick diesen Kreuzweg viele Male in ihrem Leben betend gegangen sei. Ein Gebet schloss die jeweiligen Betrachtungen ab. Die Kinder führten ein Kreuz mit sich, das jeweils vier von ihnen gemeinsam trugen. Auf diese Weise spürten sie nach, wie sehr Jesus unter der Last seines Kreuzes gelitten hatte.

Dülmener Zeitung

Gerresheim-Skizze
Gerresheim-Skizze
My Trip to Bogota

Die Sonderausstellung „Alles vexiert. Hommage zum 80. Geburtstag.“ war Anlass für eine Tagesfahrt zum Clemens-Sels-Museum in Neuss, zu der der Emmerick-Bund am 22. Januar 2016 eingeladen hatte. Die Ausstellung präsentierte eine Vielzahl von Plastiken und Zeichnungen des international renommierten Künstlers Bert Gerresheim und spiegelte die Vielschichtigkeit seines Schaffens, insbesondere seine künstlerische Auseinandersetzung mit metaphysischen und existenziellen Themen, vom Beginn der 1960er Jahre bis heute wieder.

In dem Neusser Museum kam es auch zu einer persönlichen Begegnung mit Bert Gerresheim, bei der der Künstler dem Emmerick-Bund eine Grafik überreichte, die Anna Katharina Emmerick im Kreise von drei Märtyrern des 20. Jahrhunderts und des Schädels der Kirchenlehrerin Katharina von Siena zeigt. Bei den Märtyrern handelt es sich um den polnischen Priester Jerzy Popieluszko sowie den Theologen Karl Leisner und Dietrich Bonhoefer. Die Grafik, die aus einer Arbeitsskizze zu dem Bronzebildwerk „Kevelaerer Apokalypse“ entstanden ist, wird fester Bestandteil der Ausstellung in der Gedenkstätte werden.

Angela und Franz-Josef Pund

Exponat-Übergabe
Exponat-Übergabe

Dem Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte wurden für die Sonderausstellung „200 Jahre Westfalen.Jetzt!“ verschiedene Exponate aus der Emmerick-Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. Die Region Westfalen entstand beinahe in seiner heutigen Form durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses von 1815 als preußische Provinz, also genau zu der Zeit, in der Anna Katharina Emmerick in Dülmen lebte und aufgrund ihrer Stigmata weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.

Bei den Leihgaben handelte es sich zum einen um eine Leinenbinde mit den Abdrücken der Wundmale der Nonne Emmerick. Zum anderen wurde ein Ölgemälde verliehen, das der Augustinerpater Thomas Wegener bei der damals bekannten Malerin Maria Freiin von Oer in Auftrag gegeben hatte, um für den bereits 1891 angestoßenen Seligsprechungsprozess ein ansprechendes Bild von der Nonne zu haben. Darüber hinaus bereicherte ein Faksimile eines von Anna Katharina selbst verfassten Briefes aus 1819, der an den Dichter Clemens Brentano gerichtet ist, die Ausstellung.

Angela und Franz-Josef Pund

Rosenkranz von Anna Katharina
Rosenkranz von Anna Katharina

„Ich habe nichts, um Ihnen für Ihre Bemühungen zu danken, nehmen Sie den Rosenkranz, an dem ich stets gebetet habe.“ Mit diesen Worten übergab Anna Katharina Emmerick kurz vor ihrem Tod im Jahr 1824 ihrem langjährigen Arzt und Freund Dr. Franz Wilhelm Wesener einen aus dunklen Holzperlen und einem Credo-Kreuz bestehenden Rosenkranz.

Über 73 Jahre blieb das kostbare Geschenk im Besitz der Familie Wesener ehe es 1897 an die Ordensfrau Mater Josepha, eine Schwester im Ursulinenkloster Dorsten und Enkelin des Dr. Weseners, weitergegeben wurde. Nach weiteren 118 Jahren sorgfältiger Verwahrung im Dorstener Kloster fand der Holzperlenkranz durch eine glückliche Fügung den Weg zurück nach Dülmen. Denn im Zuge von Baumaßnahmen im Ursulinenkloster kam es zu einer Durchsicht des Klosterarchivs. Hierbei wurden der gut archivierte Emmerick-Rosenkranz sowie mehrere zugehörige Begleitschreiben wiederentdeckt. Das Dorstener Kloster machte das ideell wertvolle Exponat der Emmerick-Gedenkstätte zum Geschenk. Dies ist nicht zuletzt den jahrelangen guten Kontakten des 2. Vorsitzenden des Emmerick-Bundes, Herrn Heinz Wansing, zu den Ursulinenschwestern zu verdanken.

Angela und Franz-Josef Pund

Augustiner-Chorherren
Augustiner-Chorherren in Dülmen

Hoher Besuch konnte am 14. März 2016 beim Vortragsabend der Familienbildungsstätte Dülmen über „Thomas von Kempen und Anna Katharina Emmerick“ begrüßt werden: Generalpropst Helmut Grünke, Vorsteher der Gemeinschaft der Augustiner-Chorherren, war mit einigen jungen Mitbrüdern aus Paring in der Nähe von Regensburg angereist.

Die kleine Gruppe war auf den Spuren des Thomas von Kempen in Norddeutschland unterwegs, der im 15. Jahrhundert dem Klosterverband der „Windesheimer Kongregation“ angehörte – ebenso wie 400 Jahre später die Augustinerin Anna Katharina Emmerick.

In seinem Vortrag schlug Pfarrdechant Markus Trautmann den Bogen von der Theologie und Spiritualität des hl. Augustinus über das berühmte Buch der „Nachfolge Christi“ des Thomas von Kempen bis hin zum Dülmener Augustinerinnen-Konvent Agnetenberg. „Anna Katharina Emmerick fühlte sich vom hohen Anspruch der ‚Nachfolge Christi‘ provoziert“, meinte Trautmann. Es war schmerzhaft für sie, die augustinisch inspirierten Reformbemühungen des Spätmittelalters in ihrer eigenen Zeit so drastisch als gescheitert zu erleben. Dabei hieß das Dülmener Kloster ausgerechnet „Agnetenberg“, genauso wie der Reformkonvent des Thomas von Kempen in der Nähe von Zwolle. Dennoch: Anna Katharinas geistlicher Berater Bernhard Overberg habe ihr sicher nicht leichtfertig zugestanden, eigentlich ganz im Sinne des großen Mystikers vom Niederrhein zu leben. „Das Buch des Thomas von Kempen hat es verdient, wiederentdeckt zu werden“, meinte Trautmann. „Nicht nur, um die Emmerick besser zu verstehen, sondern auch Papst Franziskus, der es häufig zitiert.“

Petra Fietzek
Petra Fietzek

Zum Emmerick-Vortrag am 24. Februar 2016 hatte der Emmerick-Bund nach zuletzt eher theologischen oder historischen Beiträgen diesmal die Coesfelder Schriftstellerin Petra Fietzek eingeladen. Es wurde ein sehr spiritueller Abend.

Petra Fietzek ist vielen neben ihren Büchern auch durch die Morgenandachten im Rundfunk bekannt. Mit dem Text einer solchen Morgenandacht begann sie den Abend. 

Im ersten Teil des Abends zeichnete Fietzek ein sehr differenziertes Bild von Anna Katharina Emmerick als humorvoll und den Menschen offen zugewandt, aber vor allem in starker Verbindung zu Gott: „Christus verbunden, so sehr, dass seine Wundmale aus ihr hervorbrachen“. 

Als ihr zentrales Anliegen stellte die Schriftstellerin heraus, Menschen auf Gott neugierig zu machen, weil unser Leben eingebettet ist in das „Geheimnis Gott“. Diese Grundhaltung schlüsselte sie in zwei Aspekte auf: ein eigener Mensch zu werden, der in persönlichem Verhältnis zu Gott steht, und in Gottverbundenheit zu leben. Beides findet sie in Anna Katharina Emmerick.

In einem Gedichtzyklus von 1994 „Eine Tagelöhnerin auf der Suche nach Gott“ gab sie in dichterischer Sprache den Versuch einer Einfühlung in die Emmerick wieder. Dabei ging es den Zuhörern so, dass es vor allem die Bilder waren, die ansprachen und berührten. Fietzek sprach vom „Herzplatz“ als dem Ort in der eigenen Mitte, der von Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen und Gott geprägt ist. Eine andere Metapher ist die der „verschlossenen Fäuste“, die eingeladen sind, sich zu öffnen.

Fietzeks Annäherung an Anna Katharina Emmerick ist dabei wenig idealisierend oder gar schönfärberisch, sondern nimmt Spannungen und Brüche auf. „Halte mich aus, Gott, in meiner Brüchigkeit. Glaub an mich, Gott, in meinem Unglauben!“  Den Zuhörern vermittelte sie ein Gefühl von mystischem Eins-sein zwischen Innen und Außen, zwischen alltäglicher Erfahrung und außergewöhnlichem Erleben, das vordergründige Widersprüche oder Gegensätze überwindet. Damit eröffnete sie einen Zugang zu geerdeter Spiritualität und zum Gott-Finden im Gewöhnlichen, wie es Anna Katharina Emmerick auf ihre Weise auch gelungen ist. „Wir verlieren uns, wenn wir uns nicht einsammeln in uns.“ In geistlichen Erfahrungen geht es darum, sich selbst zu begegnen.

„Im Geheimnis wohnen“

Fietzek wies zu Beginn des zweiten Teils an diesem Abend darauf hin, dass sie keine Theologin, sondern Schriftstellerin ist. Schon gleich zu Beginn hatte sie verdeutlicht: „Die Poesie ist eine gute Möglichkeit, von Gott zu sprechen. Sie ist so weit und voller Bilder, und auch wenn man Gott nicht in Worte fassen kann, bietet sie Raum, die Erfahrungen mit ihm festzuhalten und vielleicht auch zu teilen.“

Anna Katharina Emmerick hat sich in ihrem Leben Gott zur Verfügung gestellt. Dabei falle als wesentliches Merkmal die „Gabe des Herzmenschen“ auf: „Sie lebte in der Gewissheit Gottes. Dies gab ihr Anmut und Glanz  im Gesicht“ – Ausstrahlung nach außen und eine große innere Freiheit und Unabhängigkeit.

Gott im eigenen Leben entdecken, ohne dass unsere Lebenswirklichkeit aufgehoben ist. Diese biografische Spur zeigte Petra Fietzek bei Anna Katharina Emmerick, aber durch ihre Texte auch bei sich selbst auf. Im abschließenden Teil stellte sie einige Texte aus ihrem Buch „Ins eigene Leben geschrieben – Psalmen für heute“ vor. Ein Satz daraus: „Du siehst mich in jeder meiner Scherben.“ – Gott finden im eigenen Leben – oder: mich von Gott finden lassen, solche Gedankenspuren legte die Dichterin an diesem Abend. Denn: „Jeder hat seinen Weg, wo er Ausdruck findet.“

Der Abend entließ alle Zuhörer angeregt im Geist und berührt im Herzen, das machten auch die Resonanzen deutlich. Der Abend faszinierte durch die Bilder – eine starke Brücke zu Anna Katharina Emmerick, die in Bildern und aus Bildern lebte. Pastor Peter Nienhaus fasste es treffend zusammen: „Sie haben uns in Ihre Seele, in die der Anna-Katharina Emmerick und so letztendlich auch in unsere blicken lassen.“


Ferdi Schilles

 

Kinderwortgottesdienst
Die jungen Emmerick-Begeisterten beim Wortgottesdienst auf dem Kindergartengelände‭; ‬im Vordergrund ein gemeinsam gebasteltes Modell des Geburtshauses der Dülmener Seligen‭. ‬Foto‭: ‬privat

Anna Katharina Emmerick war das Thema der religiösen Projektwoche im Mai 2015 im Mauritius-Kindergarten in Hausdülmen. Zahlreiche Aktionen und Angebote standen im Mai auf dem Programm, die von der Kirchengemeinde St. Viktor begleitet wurden.
Höhepunkte waren sicherlich die Besuche im Emmerick-Geburtshaus in Flamschen sowie der Emmerick-Gedenkstätte in Heilig Kreuz.

Auch Dr. Wesener zählte zu den Geburtstagsgästen
Auch Dr. Wesener zählte zu den Geburtstagsgästen

Am 8. September hat der Emmerick-Bund Großeltern mit ihren Enkelkindern zu einem außergewöhnlichen Fest eingeladen: Gefeiert wurde der Geburtstag der seligen Anna Katharina Emmerick (*1744).

Ein abwechslungsreiches Programm führte die kleinen und großen Gäste durch den Tag. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Peter Nienhaus erklärte Günter Scholz den Anwesenden, welche Bedeutung Anna Katharina für die Menschen in der damaligen Zeit hatte und auch heute noch hat und wie es zu einer Seligsprechung kommt.

Anschließend begaben sich die Wallfahrer in einer kleinen Prozession singend zur Kirche, um sich dort bei einem Wortgottesdienst auf den Tag einzustimmen.

Gestärkt durch ein reichhaltiges Picknick machten sich die vier Gruppen (jeweils acht Kinder mit ihren Großeltern) bei sommerlichen Temperaturen auf den Weg durch Dülmen. Unterwegs trafen sie auf vier weitere Geburtstagsgäste der Anna Katharina: Denn auch ihre besten Freundinnen und Freunde feierten mit und haben aus ihrer Zeit und ihrer Freundschaft mit Anna Katharina Zeugnis gegeben.

So trafen die Wallfahrer in der Kreuzkapelle auf Clara Söntgen (gespielt von Schwester Elisabeth Menker). Hier erfuhren die Gäste nicht nur, was es heißt Ordensfrau zu sein, sondern auch von dem sehnlichsten Wunsch der Anna Katharina einem Orden anzugehören. Clara Söntgen erzählte den Kindern und Großeltern aus der gemeinsamen Zeit mit Anna Katharina im Kloster Agnetenberg und unter welchen Umständen sich die beiden kennen gelernt hatten. Anna Katharina wollte bei Claras Vater das Orgelspiel erlernen, damit sie als Organistin ins Kloster eintreten darf, denn die Familie war zu arm, um Geld für den Unterhalt mitzugeben. Doch die viele Hausarbeit bei Familie Söntgen hielt sie von diesem Wunsch ab. Aufgrund ihrer Ausbildung als Orgelspielerin und Lehrerin wurde dann Clara ins Kloster Agnetenberg aufgenommen. Ihr Vater und sie bestanden aber darauf, dass Anna Katharina mit ihr gemeinsam als Schwester ins Kloster eintreten darf.

Über einen schönen Fußweg ging es dann für die Gruppe weiter bis zum evangelischen Friedhof, wo sie von Dr. Franz-Wilhelm Wesener (Christian Rensing) begrüßt wurde. Dieser erzählte von seinen anfänglichen Zweifeln als er von den Stigmata der Anna Katharina hörte und von seinem Vorhaben, diesen Betrug aufzudecken. Doch schon die erste Begegnung mit der bescheidenen einfachen Frau lehrte ihn, dass es sich hier nicht um eine Wichtigtuerin handelte. In den vielen darauf folgenden Gesprächen erfuhr er von der tiefen Liebe zu Jesus und dem Mitgefühl mit seinem Leiden am Kreuz. Dieses Glaubensbekenntnis beschämte den Arzt zutiefst. Anna Katharina wurde zu seiner besten Freundin und verhalf ihm zurück zum Glauben. Dr. Wesener hielt seine täglichen Begegnungen in einem Tagebuch fest.

Im Familienzentrum Heilig Kreuz wurden die Pilger von Luise Hensel (Angela Pund), einer guten Freundin Brentanos, in Empfang genommen. Nachdem Brentano ihr in vielen Briefen von den Begegnungen mit Anna Katharina berichtet hatte, begab sie sich ebenfalls auf den Weg von Berlin nach Dülmen, um diese Frau kennen zu lernen. Von Anna Katharina erfuhr Luise von der grenzenlose Liebe Gottes. Genau das war es, was Luise im Glauben suchte: einen liebenden Gott. Diesen hatte sie Dank Anna Katharina nun gefunden. Aus dieser Glaubenstiefe heraus gründete Luise Hensel nach dem Tod von Anna Katharina eine Mädchenschule.

Der Wallfahrtsweg führte vom Familienzentrum weiter bis zur Gedenkstätte. Hier an der letzten Station wartete Clemens Brentano (Erik Potthoff) auf die Gäste, um von seiner Freundschaft zu Anna Katharina zu berichten. So erfuhr man von Brentano, dass er trotz Reichtum und beruflichen Erfolg sehr unglücklich war. Denn bereits mit 28 Jahren hat er schon sehr viel Leid und Tod erfahren: seine Mutter, seine Frau und seine drei Kinder musste er schon zu Grabe tragen. Als er von Anna Katharina hörte, machte er sich von seinem Wohnort Berlin auf den Weg nach Dülmen, um dieser außergewöhnlichen Frau zu begegnen. Bei seinen täglichen Besuchen ließ er sich von Anna Katharina schildern, was sie in ihren Betrachtungen, ihren Gebeten und von den Heiligen erfuhr. Aus diesen Notizen (16.000 Seiten) sind einige Bücher entstanden.

Inspiriert von der Einfachheit und Bescheidenheit trennte sich Brentano sehr bald von seinen Reichtümern und seiner wertvollen Bibliothek, um der armen Bevölkerung zu helfen.

Nachdem die kleinen Wallfahrer nun soviel über die Freunde und auch Anna Katharina erfahren konnten, hatten sie im Pfarrheim die Möglichkeit, Laternen zu basteln. Als Motive für die Fenster dienten Bilder von Anna Katharina und ihrer vier Freunde. Mit den selbst gebastelten Laternen machten sich die Gäste auf, um am Grab der Anna Katharina ein Abschlussgebet zu sprechen.

Gut gelaunt und tief beeindruckt verabschiedeten sich die Kinder mit den Worten: Im nächsten Jahr sind wir wieder hier!

Christiane Daldrup

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