Kindheit


Geburtshaus von außenAnna Katharina Emmerick wurde 1774 als fünftes von neun Kindern der Köttersleute Emmerick in der Bauernschaft Flamschen in Coesfeld geboren. Kötter bearbeiteten selbständig eine kleine Bauernstelle, die zu einem großen Hof gehörte. Sie waren dem Hof zu Abgaben, vor allem aber zu Arbeitsleistungen verpflichtet. Köttersleute mussten deshalb hart arbeiten. Anna Katharina war das älteste Mädchen in der Familie, war deshalb schon als kleines Kind in die Arbeiten im Haushalt eingespannt. Denn die Mutter war völlig überfordert mit den zahlreichen Schwangerschaften und Geburten, mit den vielen heranwachsenden Kindern, mit den Krankheiten in der Familie und mit der Arbeit in dem ländlichen Haushalt.

Geburtshaus innenEs gab zwar die Möglichkeit zur Schule zu gehen, doch für die Armen hatte die Arbeit Vorrang. Deshalb auch konnte Anna Katharina nur vier Monate im Winter mit anderen Kötterskindern bei einem Tagelöhner Unterricht nehmen. Sie wurde als gute Schülerin gelobt. Doch gewann sie ihre Bildung eigenständig in der Teilnahme an den kirchlichen Feiern, in den Gesprächen mit den Eltern, hauptsächlich dadurch, dass sie alle freie Zeit zum Lesen nutzte.

Schon ganz früh zeigte sich ihre ganz ungewöhnliche Begabung, alles in Bildern zu sehen, in Bildern in ihrem Gedächtnis zu speichern (eidetische Begabung). So war ihr alles, was sie hörte, las, dachte in Bildern gegenwärtig. „Wenn man vom Christkindchen erzählte, machte ich die Augen zu und sah alles vor mir“, berichtet sie aus ihrer Kindheit. Diese bei Kindern verbreitete Begabung bleibt ihr bis ins hohe Erwachsenenalter erhalten. Clemens Brentano, der sie als 45jährige kennen lernt, bemerkt, dass sie „alles gleich sieht, was man ihr nur erwähnt.“ Dieses sehende Erleben führte zu einer ganz intensiven Teilnahme am religiösen Leben: „Durch lebendiges Schauen waren alle Kirchenfeste mir gegenwärtige Ereignisse“, sagte sie von sich selbst. Im Beten ging sie deshalb recht schnell zu Betrachtungen über, sie betete mehr in Bildern als in Worten. Diese phänomenale eidetische Begabung, durch das meditierende Beten intensiv geübt, ist die natürliche Grundlage für die übernatürlichen Wahrnehmungen, die Visionen.

Blick auf die KrippeNeben der eidetischen Begabung war ihr eine ganz ungewöhnliche Sensibilität für die Not, das Leiden anderer zu eigen. Krankheiten, das frühe Sterben, extreme Armut, sogar Hungersnot, was wir heute nur aus Berichten von den ärmsten Ländern der Welt kennen, erfuhr sie in ihrer Kindheit in ihrer engsten Umwelt, denn es war eine „sterbensreiche Zeit“. So hat sie gelitten bei den schweren Erkrankungen ihrer Eltern, beim Tod ihrer Geschwister, dem Tod ihres Spielkameraden aus der nächsten Nachbarschaft. Durch intensives Beten und Kasteiungen, versuchte sie, nach den damaligen religiösen Vorstellungen den „strafenden Gott“ zu versöhnen. Wo sie konnte, teilte sie mit Notleidenden und schenkte von dem Wenigen, was sie besaß, z. B. ihr Brot dem Bettler.

Die Messfeiern in dem so schön ausgestatteten Kirchenraum, die feierliche Gestaltung vor allem der kirchlichen Feste, ihre in den Bildern so intensiv erlebte Heilsbotschaft Christi eröffneten ihr die Tür in eine andere Welt. Sie fühlte sich in ihrer religiösen Sensibilität tief angesprochen und bald erwachte in ihr der Wunsch, Nonne zu werden. „Immer habe ihr das einsame kontemplative Leben als das schönste, einzige Ziel aller ihrer Wünsche vorgeschwebt“, berichtet ihr späterer Arzt und Freund, Dr. Franz Wesener. Ihre Eltern widersetzten sich hartnäckig diesem Wunsch, sie wussten, dass er nicht erfüllbar war. Klöster standen nur wohlhabenden Schichten offen. Eine Mitgift war Voraussetzung für den Eintritt.

Da Anna Katharina wegen ihrer schwachen Konstitution auf Dauer für die Arbeit auf dem Land nicht besonders geeignet war, gaben die Eltern sie bei einer Näherin in Coesfeld in die Ausbildung. Anna Katharina wurde eine recht geschickte und beruflich erfolgreiche Näherin. Sie kehrte als 20jährige wieder nach Haus zurück. Der Vater wollte die fleißige Tochter an die Familie binden, baute ihr deshalb an den Kotten einen Raum, in dem Anna Katharina mit einem Lehrmädchen wohnen und arbeiten konnte. Wegen ihrer Geschicklichkeit und ihres Fleißes war sie sehr gefragt, und konnte so auch einige Ersparnisse erwerben.

 

 

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