Der Weg ins Kloster

Anna Katharina als AugustinernonneTrotz des beruflichen Erfolges und der gewonnenen Selbständigkeit verfolgte sie weiterhin ihr Lebensziel, den Eintritt in ein Kloster, wurde aber überall abgewiesen. Sie ließ sich dennoch nicht beirren. Als sie hörte, dass ein Kloster in Münster eine Organistin sucht, sah sie darin ihre letzte Chance. Deshalb fasste die inzwischen 25jährige den kühnen Entschluss, ihren Beruf aufzugeben und sich in Coesfeld bei dem Organisten Söntgen, dessen Frau gestorben war, als Haushälterin zu verdingen. Als Entgelt erwartete sie das Erlernen des Orgel Spielens. Die Familie Söntgen war durch lange schwere Krankheit der Hausfrau hoch verschuldet. Anna Katharina musste ihre ganze Arbeitskraft, aber auch alle durch die Schneiderei verdienten Ersparnisse, die sie für die Aufnahme in ein Kloster erarbeitet hatte, einsetzen, damit die Familie überleben konnte. Unter diesen Bedingungen aber war das Erlernen des Orgel Spielens unmöglich. Anna Katharina war bewusst, dass mit dem Einsatz für die Familie Söntgen ihre letzte Chance, in ein Kloster zu kommen, schwand. Doch sie hielt die Unterstützung der Familie für vorrangig. Sie sagt: „Da ich die unverschuldeten Leiden der Familie erkannte, erwachte die Überzeugung in mir, dass Gott mich als seine Magd hierher geschickt, mit allem zu helfen, was er mir gegeben.“

Coesfelder KreuzOft betete sie vor dem ausdrucksstarken „Coesfelder Kreuz“ in der Lambertikirche. In diesem betrachtenden Beten erfuhr sie, dass das damals vorherrschende und auch ihr vermittelte Bild des richtenden und strafenden Gottes angesichts des Kreuzes in Frage gestellt wurde. In ihrer Form des bildlichen Betrachtens wurde das am Kreuz Dargestellte zu bildlicher Vergegenwärtigung: Sie sah das Leiden Christi vor sich, als wäre sie unmittelbarer Zeuge der Kreuzigung. In ihrer Sensibilität für das Leiden war sie tief gerührt und so wurde ihr bewusst: Ein Gott, der alle Schmerzen und Erniedrigungen auf sich nimmt, der alles Verlassensein und den Tod wie alle Menschen erleidet, kann nur ein unendlich liebender Gott sein.

NonnenturmAn diesen liebenden Gott wendet sie sich in ihrer für sie aussichtslosen Lage wie ein Kind etwas naiv und verschmitzt: „Das hast Du angestellt! Jetzt sieh du einmal zu, wie Du fertig wirst!“ Und am Ende musste sie erkennen: „Der liebe Gott ward gar gut fertig!“ Denn sie konnte die Tochter des Organisten, Clara Söntgen, ebenfalls für das Kloster begeistern. Diese war als Lehrerin und als Organistin ausgebildet und wurde von dem Kloster Agnetenberg in Dülmen wegen ihrer Fähigkeiten gesucht. Anna Katharina hatte das Glück, dass sowohl Clara Söntgen, vor allem aber auch der Organist Söntgen darauf bestanden, dass Clara nur zusammen mit Anna Katharina in das Kloster eintritt. 1802 wurden die beiden in das Kloster aufgenommen.

Die Mitschwestern ließen Anna Katharina spüren, dass sie diese nicht gern aufgenommen hatten. „Es wurde ihr die schlechteste Zelle im Kloster angewiesen mit einem Stuhl ohne Lehne und einem zweiten ohne Sitz, den mangelnden Tisch ersetzte das Fensterbrett.“ Doch Anna Katharina war glücklich: „Diese arme Zelle war mir doch so voll und prächtig, dass der ganze Himmel darin zu sein schien.“ Sie fand darin, was sie gesucht hatte, die Nähe Gottes. Das Kloster bot ihr die Möglichkeit, betend und meditierend, in der täglichen Feier der Messe, diesem Geheimnis der Liebe Gottes nahe zu sein. Ihre persönliche Erfahrung der Liebe Gottes drängte sie auch, die im Gebet erfahrene Liebe Gottes in radikaler Nächstenliebe weiter zu geben.

Portait Anna Katharina EmmerickLeider aber erfuhr sie durch Krankheiten ganz erhebliche körperliche Einschränkungen. Sie litt an einer schweren Lungenkrankheit und an schweren Magen- und Darmkrankheiten (nach den Symptomen heute wohl als Tuberkulose zu diagnostizieren), die sie immer wieder an den Rand des Todes brachten. Zusätzlich erlitt sie einen Unfall im Kloster. Beim Hochziehen eines Korbes mit nasser Wäsche stürzte ihr der Korb auf den Unterleib.

Trotz ihrer Krankheiten schonte sie sich nicht, raffte sich immer wieder auf zur Arbeit und war, sobald sie arbeitsfähig war, auch eine in ihrer Umsicht und in ihrem Fleiß geschätzte Arbeitskraft.

 

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