Inklusives Musical zeigt Anna Katharina Emmerick

Szene aus dem Musical
Szene aus dem Musical

Eine von uns und doch anders

Schon als Kind wusste sie, was sie wollte. Überwand Hindernisse, nahm Umwege in Kauf, um ihr Ziel zu erreichen. Arbeitete hart, schonte sich nicht. Sie hielt an ihrer Überzeugung fest, auch wenn sie Spott und Ablehnung erfuhr. Selbst dann noch, als sie dort angekommen war, wo sie immer hingewollt hatte und feststellen musste, dass sie sich fast zu viel zugemutet hatte.

Was nach der Biografie einer modernen Powerfrau klingt, ist das Leben von Anna Katharina Emmerick (1774-1824), der Nonne und der Mystikerin des Münsterlandes, die im Jahr 2004 selig gesprochen wurde. Der Musiker und Musikpädagoge Georg Breitkopf hat daraus ein Musical gemacht, das am Samstag im Anna-Katharinenstift Karthaus Premiere hatte.

Die 100 ehrenamtlichen Akteure auf und hinter der Bühne - Schauspieler, Sänger, Chor- und Orchestermitglieder, aber auch Masken- und Bühnenbildner, Ton- und Lichttechniker - hatten ein Jahr unter seiner Leitung an dem Projekt gearbeitet, das das Premierenpublikum restlos überzeugte. Am Ende der gut zweieinhalbstündigen Aufführung gab es stehenden Applaus und begeisterte Pfiffe.

Ein Erzähler (Thomas Tüllinghoff) führte durch das Leben von Anna Katharina, das in Szenen schlaglichtartig beleuchtet wurde. Dabei hatte Breitkopf, der das Drehbuch geschrieben und die Musik komponiert hatte, auch Familie, Freunde und Begleiter der Emmerick in den Blick genommen. Da sind etwa die Eltern, die sich fragen, ob sie etwas falsch gemacht haben in der religiösen Erziehung, weil ihre Tochter nah bei Jesus sein will, dafür nächtliche Wanderungen durch die Bauerschaft zum Coesfelder Kreuz in Kauf nimmt. Da ist die Schwester Gertrud, die in späteren Jahren die bereits schwerkranke Anna Katharina pflegt und sich darüber ärgert, dass diese Arbeit zu wenig gewürdigt wird. Da sind die münsterländischen Bauern, die wenig mit den gebildeten Herren anfangen können, die zu Anna Katharina pilgern, die armen Landleute aber, aus deren Mitte sie stammt, wie Luft behandeln.

Susanne Duzinski spielt die Anna Katharina als aufrechte und klare Person, die ihrer inneren Stimme und Berufung folgt, ohne die Bodenhaftung und ihr Mitgefühl zu verlieren.

Clemens Brentano, der empfindsame Dichter, den die Begegnung mit der Nonne tief berührt, wird überzeugend von Hendrik van Lendt verkörpert. Christa Kleine-Vorholt als pragmatische Schwester Gertrud setzt viele frische Akzente.

Die Musik von Breitkopf, der am Dirigentenpult stand, trägt wesentlich dazu bei, dass die Mystikerin und ihr Milieu trotz aller zeitlichen und gesellschaftlichen Distanz keineswegs entrückt erscheinen. Piano/Keyboards, Schlagwerk sowie viele Bläser (Saxofon, Klarinette, Trompete, Posaune, Querflöte) erzeugen ein modernes und mitreißendes Klangbild - selbst wenn es ruhige und nachdenkliche Passagen gibt. Die Auftritte des Chors auf der Bühne gehören zu den Höhepunkten.

Anstoß zu dem Projekt hatte der Emmerick-Bund Dülmen gegeben, weitere Sponsoren haben es unterstützt. Für Emmerick-Kenner und -Freund Pfarrer Peter Nienhaus hat das Musical alle Erwartungen übertroffen - nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich durch die Setzung der Schwerpunkte. „Das traf die Emmerick genau.“

Besonders beeindruckend für ihn: Eine in Szene gesetzte Vision der Emmerick, in der die Gläubigen die bedrohte Kirche stützen. Auch Angela Pund vom Emmerick-Bund, die am Ende der Premierenvorstellung einen Blumenstrauß an Georg Breitkopf überreichte und je eine Rose an die Darsteller, zeigte sich beeindruckt.

„Katharina“ erzählt nicht nur davon, wie Hindernisse überwunden werden, sondern praktiziert es auch: In dem Projekt arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.

 Dülmener Zeitung, Claudia Marci 

 

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