Gäste aus Venezuela besuchten das Grab der seligen Anna Katharina Emmerick
Zum zweiten Mal in diesem Jahr haben sich die Geschwister Zaralina und Williams Sandoval aus Venezuela auf den Weg nach Dülmen gemacht. Begleitet wurden sie von Baroness Rosario de Mandat Grancey. Ihr Ziel: die Heilig-Kreuz-Kirche mit dem Grab der Seligen Anna Katharina Emmerick und der Gedenkstätte. Denn die Geschwister verehren die Selige. In ihrer Heimatstadt Tinaco haben sie den Bau einer Wallfahrtskapelle unterstützt. Im Mai wurde sie geweiht und erhielt das Patrozinium Anna Katharina. Es ist die erste Kirche in Südamerika, die unter den Schutz der Seligen aus Dülmen gestellt wird.
„Wir haben als Jugendliche schon von ihr gehört und ihre Visionen gelesen, die Clemens Brentano aufgeschrieben hat. Das hat unser Leben verändert“, berichtet Zaralina Sandoval. An dem Ort zu sein, an dem Anna Katharina Emmerick gelebt habe und gestorben sei, davon habe sie gemeinsam mit ihrem Bruder geträumt. „Ihre Visionen, ihre Mystik haben mein Leben verändert. Ihre Schriften habe ich immer wieder gelesen. So bin ich weiter in ihre Sicht eingedrungen und habe über sie den Weg zu Jesus Christus gefunden“, sagt auch Williams Sandoval.
Den Geschwistern ist es ein Anliegen, die Mystikerin des Münsterlandes in Venezuela bekannter zu machen. Unterstützung erhalten die beiden dabei von Baroness Rosario de Mandat Grancey. Durch eine Fügung hätten sie sich kennengelernt, erzählt Willams Sandoval. Denn die Baroness, die in London und Paris lebt, ist die Nichte der Ordensfrau Schwester Marie de Mandat-Grancey. Sie war als Oberin im französischen Marinekrankenhaus in Smyrna in der Türkei tätig und half bei der Suche und Identifizierung des Hauses der Mutter Maria. Sie kannte die von Clemens Brentano aufgezeichnete Vision der seligen Anna Katharina Emmerick, die das Haus in der Nähe von Ephesos beschrieben hatte, obwohl sie nie dagewesen war. „Meine Tante entdeckte das Haus am 29. Juli 1891. Sie kaufte das Grundstück von ihrem Erbe und ließ das Haus wieder herrichten“, erzählt Baroness Rosario de Mandat Grancey. „Heute ist es ein Wallfahrtsort für Christen und Muslime. Denn auch im Islam wird Maria wegen ihrer Reinheit verehrt. Es ist wohl der einzige Ort der Welt, an dem Menschen der beiden Religionen selbstverständlich miteinander beten“, sagt sie.
Für ihre Kapelle haben Zaralina und Williams Sandoval über die Vermittlung des Emmerick-Bundes das Bistum Münster um eine Reliquie gebeten. Jetzt sind sie da, um sie abzuholen. Pfarrer Peter Nienhaus überreicht ihnen das kleine silberne Reliquiar mit der entsprechenden Urkunde. Ergriffen und den Tränen nah nehmen sie es in die Hand. „Das bedeutet uns sehr viel. Durch die Reliquie ist sie bei uns“, bedankt sich Zaralina Sandoval. Die Kapelle soll ein Platz der Verehrung werden, der weit in das Land hinein strahlen soll. Dies sei auch ein Grund, warum Williams Sandoval in Tinaco bleibe. „Venezuela geht es wirtschaftlich nicht gut. Viele Menschen verlassen das Land“, berichtet er. Doch er bleibe und helfe Menschen. „Die Kraft gibt mir auch Anna Katharina, die ihr Leid angenommen hat und eine Hilfe für andere Menschen war“, betont er.
„Die Seligen- und Heiligenverehrung ist in Südamerika eine andere. Es ist eine andere Spiritualität als bei uns in Deutschland beispielsweise“, weiß Nienhaus aus zahlreichen Gesprächen und Anfragen. Aufgrund der weltweiten Verehrung der Seligen kämen viele Menschen aus dem Ausland nach Dülmen. „Es ergeben sich immer tolle Begegnungen. Sie drücken ihren Glauben oft anders aus als wir. Aber ich bin jedes Mal tief ergriffen von ihrer Religiosität“, sagt Nienhaus.
Bischöfliche Pressestelle Bistum Münster, Michaela Kiepe